Impfung Schwangerer gegen RSV

Wie passive Immunisierung das Neugeborene sofort schützt

Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) befällt die oberen und unteren Atemwege. RSV-Infektionen ähneln im Saisonverlauf und der Symptomatik der Grippe und können vor allem für Säuglinge, Kleinkinder und ältere Erwachsene zur Gefahr werden. Bislang gibt es gegen RSV keine die Ursache bekämpfende Therapie. Stattdessen liegen Chancen in der Prävention. Inzwischen sind zwei von der European Medical Agency (EMA) zugelassene Impfstoffe gegen RSV verfügbar, wovon einer zur passiven Immunisierung des Neugeborenen durch Impfung der Schwangeren vorgesehen ist.

 

Nestschutz: Die Mutter überträgt Antikörper auf ihr Kind

Die Verbreitung von RSV-Infektionen und die daraus entstehenden Gefahren wurden viele Jahre unterbewertet. Dabei sprechen 95 von 1000 im 1. Lebensjahr infizierte Kinder, von denen 16 wegen schwerer Verläufe ins Krankenhaus müssen, eine deutliche Sprache. Aber das Unterschätzen von RSV ist zum Glück vorbei: Ende 2022 wurde mit Nirsevimab eine Vorbeugung gegen RSV-Erkrankungen bei Neugeborenen und Säuglingen in ihrer ersten RSV-Saison zugelassen, die mit einer einmaligen Impfung auskommt.

Durch die im Oktober vergangenen Jahres umgesetzte Zulassung des Wirkstoffs RSVpreF (Abrysvo), mit dem Schwangere geimpft werden, ist es zum ersten Mal möglich, alle Neugeborenen vom ersten Atemzug an zu schützen. Was dazu im Körper der werdenden Mutter passiert: Nach der Impfung bilden Schwangere im Zuge einer Immunreaktion Antikörper gegen RSV, die sie an das ungeborene Kind weitergeben (Nestschutz). Nach der Geburt ist das Kind bis zum Alter von sechs Monaten gegen RSV gefeit.

 

Medizinische Fachgesellschaften empfehlen die RSV-Impfung

Mithilfe der Zulassungsstudie MATISSE gelang es dem Hersteller von Abrysvo dessen Wirksamkeit und die Sicherheit der damit geimpften Schwangeren zu belegen. Die meisten Impfreaktionen der Frauen waren mild oder moderat und klangen innerhalb von zwei bis drei Tagen ab. Gleichwohl sind im aktuellen Stadium noch Fragen offen, beispielsweise die nach dem optimalen Zeitpunkt der Impfung in der Schwangerschaft.

Vor diesem Hintergrund empfehlen zahlreiche medizinische Fachgesellschaften, darunter die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und die AG Impfen des Berufsverbands der Frauenärzte (BVF), die saisonale RSV-Impfung für alle Schwangeren ab der 32. Schwangerschaftswoche (SSW) – eingebettet in Beratung und Aufklärung, die individuelle geburtshilfliche, mütterliche und kindliche Risikofaktoren berücksichtigt und auf die Wünsche der Eltern eingeht.

 

RSV-Impfung in unserer Praxis

Wir bieten in unserer Praxis die RSV-Impfung an, informieren unsere Patientinnen im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge gern über den aktuellen Wissenstand und beantworten ihre Fragen. Eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) für die RSV-Impfung Schwangerer gibt es bislang nicht; sie wird bis Mitte 2024 erwartet. Das hat zur Folge, dass momentan die RSV-Impfung nicht von den Gesetzlichen Krankenkassen übernommen wird, sondern nur als private Zusatzleistung möglich ist. Eine nachträgliche Kostenübernahme durch die Gesetzlichen Krankenkassen, sobald die Empfehlung der STIKO vorliegt, halten wir für wahrscheinlich. Von uns ausgefüllte Anträge zur Kostenerstattung geben wir allen Patientinnen mit, die bei uns die RSV-Impfung bekommen haben.